Der Mundstock-Kauf

Stellen Sie sich eine Firma vor, die Mitte der 90er Jahre betriebswirtschaftlich k.o. ist. Das Reisebusgeschäft ist immer schwieriger geworden. In der Euphorie der deutschen Einigung wurde in Magdeburg ein Betrieb dazugekauft, der aber mangels irgendwelcher Konzessionen oder sicherer Aufträge nur zur Geldvernichtung taugt und deshalb - bis heute - nicht mal wieder verkauft werden kann. Die überfälligen Sanierungen vor allem der Bushallen und Gebäude im Raum Peine waren versäumt worden; dort drohen sechsstellige Kosten u.a. wegen Asbestbelastungen. Aber aus dem nahe gelegenen Braunschweig kommt die Rettung.

Da gibt es bereits das Gespann aus dem Nord / LB-Banker Dietrich Fürst und dem Innenminister Gerhard Glogowski, die schon in Immobiliengeschäften über "Kanada-Haus" Geschäftssinn mit Beziehungen zu verbinden wussten.

Beide tauchen nun bei Mundstock wieder auf: Beide als Berater in einem eigens geschaffenen Mundstock-Aufsichtsrat zusammen mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Sehrt, und Glogowski zusätzlich als Aufsichtsrats-Vorsitzender der Stadtwerke Braunschweig.
Der Deal wird perfekt gemacht: Man schwadroniert über den europäischen ÖPNV (öffentlicher Personen Nahverkehrs) -Markt und erzählt von großen englischen und französischen Investoren, denen man das Peiner Pleiteunternehmen sogar für 34 Millionen DM angeboten habe; da muß doch der Mundstock Kauf für nur 28 Millionen DM den Stadtwerken und ihren braunschweiger Freizeit-Politikern Ende 1997 geradezu als Schnäppchen erschienen sein. (siehe auch Erich Mundstocks Äußerungen in der PAZ vom 13.04.2002)

Solche Erfolge schaffen Bindungen: Gehard Glogowski darf zwar nicht mehr Innenminister, Ministerpräsident oder Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke sein und Dietrich Fürst ist nicht mehr Banker bei der Nord / LB, aber im Vorstand der neu geründeten Mundstock-Stiftung von 1998 sind beide mit Mundstock wieder vereint.

Um das ganze Ausmaß des Geschäftes und seinen Ablauf zu verstehen, empfehlen wir die Lektüre des Schreibens der Geschäftsführung der Stadtwerke (Rainer Blanke und Thies Hinckeldeyn) vom 18.04.2002. Es enthält eine sehr spannende Chronik des Skandals, in der viele interessante Informationen stecken